St. Martinkirche zu Klein Biewende

Klein Biewende war ein Kirchdorf, dessen Pfarre in Groß Biewende war. Auf der höchsten Erhebung des Dorfes steht die evangelisch‑lutherische Martinus‑Kirche. Sie ist ein einheitlicher mittelalterlicher Bau, eine Wehrkirche, mit Kanzelaltar und einem Emporeeinbau. Beim Betreten der Kirche fällt den Kirchgängern sogleich der schwere alte Taufstein auf, der hinter der schweren Eingangstür im Foyer der Kirche steht. Heute erfolgt die Taufe in einem neueren Taufbecken, das seitlich des Barockaltars steht.

Wann der Altar in der Kirche in Klein Biewende gebaut wurde ist nicht ganz klar. Offenbar ist der Altar erst nach dem Dreißigjährigen Krieg wieder aufgestellt worden. Nach Berichten aus den Jahren 1638 und 1648 war die Kirche von Klein Biewende jedenfalls dermaßen verwüstet, dass sie vielfach als Pferde‑ und Viehstall benutzt worden ist. Glocken, Gestühl, Taufstein und der Fußboden wurden zerstört und weggenommen, was im Jahre 1627 geschehen sein soll. Die erste bekannte schriftliche Erwähnung des Altars stammt aus dem Jahr 1746. Dort heißt es im Corpus bonorum der Kirchengemeinde: "Die Kanzel ist im Altar", womit offensichtlich der derzeitige Altar beschrieben ist.

Also muss man davon ausgehen, dass der Altar in dieser fast hundertjährigen Zeitspanne zwischen 1648 und 1746 gebaut wurde. Dazu passt auch eine andere urkundliche Erwähnung. Wenn der Altar am Anfang des 18. Jahrhunderts angeschafft wurde, kommt es hin, dass bereits 1781 der damalige Pfarrer das Konsistorium Wolfenbüttel um finanzielle Unterstützung für seine Kirche bat. Eine der Bitten um Hilfe betraf den Altar, weil der vom Wurm befallen sei. So lange also steckt der Schädling schon im Holz. Und so mussten noch häufig Arbeiten am Altar folgen. Bekannt sind die Arbeiten von 1909 und 1959.

1998 begann eine Arbeit nach modernen Maßstäben. Nun wurde der Wurm das erste Mal durch die Restaurateurin Anja Stabiler systematisch abgetötet und die zerfressenen Teile stabilisiert. Das Christus‑Lamm war allerdings nicht mehr zu retten. Die Kirchengemeinde entwickelte Initiativen, um die für die Restaurierung nötigen Finanzmittel zu beschaffen. So war der Beginn der Restaurierungsarbeiten im Jahr 1999 endlich ermöglicht. Bis aber der ganze Altar renoviert und restauriert war, sollte noch einige Zeit vergehen. Aber die Restaurierungsunternehmung hat auch gezeigt, zu welchen Initiativen und gemeinschaftlichen Anstrengungen das kleine Dorf fähig ist, auch oder besonders, wenn es um ihre Kirche geht.

Seit Dezember 1984 ist die alte denkmalgeschützte Orgel aus dem Jahre 1886 wieder im Originalzustand zu hören, die Orgel ist das größte Musikinstrument des Dorfes. Der große Altarvorraum konnte dank einer großzügigen Spende mit einem naturfarbenen Teppich belegt werden. Die Frauenhilfe des Dorfes sorgte dafür, dass der Mittelgang der Kirche mit einem Läufer ausgestattet werden konnte. Sehenswert sind auch die beiden Leuchter auf dem Altar und das Albendmahlgerät. Das Abendmahlgerät wurde im Jahre 1830 gestiftet zur Erinnerung an die Verabschiedung der Confessio Augustana 1530. Die Kirche hat ihren Namen nach Sankt Martin von Tours.

Ein Hinweis auf den Namenspatron fehlt in der Kirche. Zwei Glocken im Turm rufen zum Gottesdienst, verkünden Freud und Leid. Außerdem wird für die Bewohner die Zeit genau und zuverlässig durch die Glocke und das große Zifferblatt am Turm bekannt gegeben.